Makrozoobenthos der Dosse

Im Rahmen seiner Diplomarbeit hat unser Vereinsmitglied Fabian Insektenlarven der Dosse näher untersucht und ihre Verteilung über renaturierte und nicht renaturierte Abschnitte betrachtet. Dabei sind sehr interessante Zahlen und Untersuchungsergebnisse heraus gekommen. Einige Zahlen und Hintergründe lassen sich auf ähnliche Gewässer Brandenburgs übertragen und bieten somit für Interessierte einen guten Einblick in die Insektenwelt vor ihrer Haustür.

In 3 Erhebungsreihen zu unterschiedlichen Jahreszeiten wurden an zwei in den letzen Jahren errichtete Sohlgleiten, ein renaturierter Abschnitt im Oberlauf und auf einer nicht renaturierten Vergleichsstrecke Insektenlarven gefangen und bestimmt.

Dabei sind 2270 Zoobenthosindividuen gefangen worden. Für die Ordnung Amphipoda (Flohkrebse) und Plecoptera (Steinfliegen) gelang jeweils ein Artnachweis. Für die Gruppe der Ephemeroptera (Eintagsfliegen) können insgesamt 11 Arten mehrerer Familien genannt werden. Die Trichoptera-Ordnung (Köcherfliegen) war mit 12 Artennachweise vertreten.

Die Arten waren in ihrer Individuenzahl und Stetigkeit in den einzelnen Gewässerabschnitten stark variabel. Am häufigsten kamen die Art Ephemera danica (Maifliege) und Gammarus pulex (Bachflokrebs) vor. Beide Arten zusammen stellten zirka 54 Prozent des gefundenen Zoobenthos. Der Bachflohkrebs wurde auf allen Substraten (Schlamm/Feinsand, Wasserpflanzen, Kies) gefunden. Die Maifliege wurde auf den Sohlgleiten nur in geringen Individuenzahlen nachgewiesen. Der Schwerpunkt lag in Feinsedimentablagerungen (Sand, Schlamm) der Vergleichsstrecken. Eigene Beobachtungen mehrerer Massenschlüpfe der Maifliege im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juni lassen auf ein Massenvorkommen dieser Art in der Dosse schließen.
Die Köcherfliegen-Artengruppe Hydropsyche incognita/pellucidula und die Eintagsfliege Serratella ignita traten sehr häufig auf. Als noch häufige Arten wurden Baetis rhodani, Baetis vernus, und Heptagenia sulphurea nachgewiesen. Alle anderen Arten traten eher selten auf.

Von den insgesamt 23 nachgewiesenen Arten standen 1992 neun Arten auf der brandenburgischen Roten Liste. Lepidostoma hirtum galt als ausgestorben bzw. verschollen, Electrogena affinis als vom Aussterben bedroht und Heptagenia flava als stark gefährdet. Isoperla grammatica, Potamophylax cingulatus und Procloeon bifidum wurden als gefährdet eingestuft. Potentiell gefährdet waren Heptagenia sulphurea, Paraleptophlebia submarginata und Serratella ignita.

Der Anteil der gefährdeten Arten war in allen beprobten Abschnitten geringer als der Artenanteil ohne Schutzstatus. Auf den Sohlgleiten war der Anteil der Rote Liste Arten jedoch höher als in den Vergleichsstrecken.

Es muss angemerkt werden, das mit den Zoobenthoserhebungen erst im Mai und damit zu spät im Jahresverlauf begonnen wurde. Das maximal zu erwartende Artenspektrum wird im Spätwinter bzw. im zeitigen Frühjahr (Februar/März) erreicht. Es ist davon auszugehen, das bei einem früheren Beginn mehr Artennachweise möglich gewesen wären. Dies gilt besonders für die Ordnung Steinfliegen (Plecoptera). Mehr Artennachweise würden eine bessere Einsicht über das Zoobenthosaufkommen der Dosse geben und die Beurteilung der Renaturierungsmaßnahmen wären in diesem Aspekt präziser.

Dass der Nachweis von Steinfliegen, einer wichtigen Indikatorgruppe für die Gewässergütebewertung, nur auf den Sohlgleiten gelang, ist ein Indiz für den hohen strukturellen Wert den die Bauwerke als Lebensraum haben. Da in den anderen untersuchten Abschnitten Kiessubstrate gar nicht oder nur in sehr kleinflächigen Ausmaßen existierten, sind die Sohlgleiten die einzigen Standorte, die den Ansprüchen (Kies-Steinsubstrat, schnelle Strömung, hoher O2-Gehalt) der Isoperla grammatica und anderer strömungsliebender Arten gerecht werden.

Die nachgewiesenen Arten in der Dosse entsprechen den Angaben für sandgeprägte Bäche des norddeutschen Tieflandes. Alle wichtigen Leit- bzw. Begleitarten und -gattungen wurden nachgewiesen.

Text / Fotos: Fabian V.
Quelle: Fabian V. (2005), Fischökologische Bewertung von Renaturierungsmaßnahmen an der Dosse

Arten Individuenzahl Dominanz in %
Agapetus fuscipes 2 0,088
Anabolia nervosa 33 1,454
Athripsodes cinereus 21 0,925
Baetis fuscatus 24 1,057
Baetis rhodani 95 4,185
Baetis vernu 95 4,141
Caenis rivulorum 17 0,749
Electrogena affinis 1 0,044
Ephemera danica 470 20,705
Gammarus pulex 768 33,833
Halesus radiatus 15 0,661
Heptagenia flava 9 0,396
Heptagenia sulphurea 178 7,841
Hydropsyche incognita/pellucidula 200 8,811
Hydropsyche siltalai 19 0,837
Isoperla grammatica 4 0,176
Limnephilus lunatus 22 0,969
Mystacides longicornis 1 0,044
Paraleptophlebia submarginata 33 1,454
Polycentropus irroratus 2 0,088
Pota. cingulatus 45 1,982
Procloeon bifidum 9 0,396
Serratella ignita 206 9,075

Gesamtindividuenzahl 2270